Predigt über Jesaja 66,13:
„Ich will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet.“
Kurzpredigt, Fürbitte: Pfarrer Johannes Heun, Evangelische Kirchengemeinde Königssteele
Gebärdensprache: Pfarrerin z.A. Rebecca Lackmann, Evangelische Gehörlosengemeinde Essen
Musik: Kantor Thomas Rudolph (Orgel), Annette Söllinger (Sopran)
Kirche: Friedenskirche, Kaiser‐Wilhelm‐Straße 39, 45276 Essen
Aufzeichnung: Till Schwachenwalde, Referat für Presse‐ und Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises Essen
Homepage: www.kirche‐essen.de
Sehen Sie den Gottesdienst hier:
Direktlink zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=ESIJravqGb8
Ablauf
Orgelvorspiel
Kerzen anzünden
Eröffnung – Begrüßung
Verse aus Psalm 66
Lied EG 328, 1,3,6
Predigt
Lied Johann Sebastian Bach "Jesus unser Trost und Leben" Gebet mit vorab eingesandten Formulierungen Vaterunser
Segen
Lied EG 328, 7
Orgelnachspiel
Eröffnung – Begrüßung
Im Namen Gottes
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Amen
Herzlich Willkommen in der Friedenskirche in Essen‐Steele. Schön, dass Sie da sind!
Wir feiern Gottesdienst.
Hier bei uns in Essen können Kirchen und andere religiöse Versammlungsorte wieder geöffnet werden.
Wir genießen diese Freiheit und werden verantwortungsvoll damit umgehen.
Wir feiern also Gottesdienst so wie es gerade geht. Wir können in dieser Form gemeinsam singen. Anette Söllinger hier und Sie zu Hause.
Wir können hören auf Worte der Bibel.
Wir können gemeinsam still werden vor Gott ...
(Stille)
Und wir können beten.
Ich habe in den letzten Tagen Dankgebete und Fürbitten gesammelt. Viele haben sich beteiligt und aus den einzelnen, persönlichen Worten wird am Ende dieses Gottesdienstes unser Gebet.
Es ist in Krisenzeiten schwer, überhaupt passende Worte zu finden.
Wir können trotzdem beten in der Stille und wir können uns Worte leihen. Lasst uns beten mit Worten aus Psalm 66.
Psalm 66 in Auswahl (Übersetzung: „Neues Leben. Die Bibelübersetzung“)
Lobt Gott mit lautem Jubel, all ihr Geschöpfe auf Erden!
Singt zur Ehre seines Namens und lobt ihn auf herrliche Weise! Denn unser Leben liegt in seiner Hand,
er bewahrt unsere Füße vor dem Stolpern.
Gott, du hast uns geprüft und uns gereinigt wie Silber im Schmelzofen. Du hast uns in deinem Netz gefangen
und uns eine drückende Last auferlegt.
Durch Feuer und Flut mussten wir gehen,
doch du hast uns herausgeholt und uns reich beschenkt.
Kommt alle, und hört zu, die ihr Gott fürchtet, ich will euch erzählen, was er für mich getan hat. Lobt Gott, der mein Gebet ernst nimmt
und mir seine Gnade nicht entzogen hat.
Lied EG 328 1,3,6
„Pusten, Trösten, Pflaster drauf“:
Das Kinderbuch war eine Zeit lang sehr beliebt bei uns zu Hause.
Der Bär ist heute gar nicht froh,
ihn pikste was. Wo? Am Po!
Er saß auf einem spitzen Ast ‐
da hat er wohl nicht aufgepasst.
Doch bald hält niemand mehr ihn auf ... schnell pusten, trösten, Pflaster drauf!
Zu den Bildergeschichten gab es auf jeder Seite ein buntes Pflaster. Damit konnte die kleine Zuhörerin die Tiere im Buch direkt verarzten.
Das Affenkind, man glaubt es kaum, das schwang sich gegen einen Baum. Die Beule auf dem Kopf, auwei,
sieht fast aus wie ein kleines Ei.
Ein Affenkind gibt niemals auf ... schnell pusten, trösten, Pflaster drauf!
Die Pflaster für das Affenkind und den kleinen Bären
sie klebten irgendwann nicht mehr richtig.
Mit der Zeit sammelten sich kleine Krümel und Staubflusen.
Ihre Wirkung ließ nach.
Ich höre in den letzten Tagen immer öfter von einzelnen und Familien, dass Dinge die anfangs hilfreich waren und gut funktionierten,
jetzt nicht mehr wirken. Es geht nicht immer so weiter.
„Lagerkoller“ – bald kann ich das Wort nicht mehr hören.
In wie vielen Wohnungen fällt kleinen und großen Menschen
jetzt schon seit Wochen die Decke auf den Kopf?!
An wie vielen Fenstern hängen seit Wochen diese Regenbögen?
Ihre fröhlichen Farben verblassen nach und nach im Sonnenlicht.
Und ihr „alles wird gut“ hält nicht wirklich, was es mal leichtfertig versprochen hat.
Ich hatte in den ersten Wochen, als uns diese globale Krise erreichte,
den Eindruck, dass einige uns ganz schnell überall mit Pflastern versorgen wollten.
Nur schnell pusten, trösten, Pflaster drauf und alles wird gut.
Man reagiert im Krisenmodus manchmal so,
obwohl man selbst schon ahnt, dass gar nicht alles gut gehen oder werden kann.
Aber es hilft immerhin gegen die gefühlte Hilflosigkeit.
Es hilft auch, wenn man irgendwo Chancen in der Krise erkennen kann
oder zu erkennen meint.
Auch ich hoffe, dass wir lernfähig sind und etwas mitnehmen aus dieser Zeit.
Ich glaube aber, dafür müssen wir die Wirklichkeit
auch wirklich an uns heranlassen.
Es gehört dann auch dazu zu akzeptieren, dass wir die ein oder andere Erkenntnis gewinnen, aber eben auch viel verlieren.
Pflaster helfen Kleinkindern bei kleinen Kratzern, sich schnell zu beruhigen. Dann zeigen sie stolz ihr Aua und bewundern tagelang
die bunten Bildchen auf dem Pflaster.
Was wir gerade erleben, ist aber kein kleiner Kratzer.
Und deshalb reichen unsere schnellen Trostreflexe und Pflästerchen nicht aus. Ein ehrlicher Blick auf die aktuelle Wirklichkeit ist nötig.
Eine Offenheit für das, was uns gerade alles einholt, überrollt und herausfordert. The house is on fire.
Die zuvor ungeklärten Probleme lösen sich nicht in Luft auf. Diese Wirklichkeit ist hart.
Die Pandemie reißt tiefe Wunden.
Der schwierige Alltag zerreißt Familien auf engstem Raum. Der Lockdown kostet Existenzen.
Die wochenlange Einsamkeit kostet Lebensmut.
Arbeit, die vorher schon schwer war, raubt jetzt noch mehr Kraft. Das Virus tötet.
Auch wenn ich mich nicht infiziere, werde ich sterben eines Tages. Vielleicht mit 41, vielleicht 94 Jahren.
Das ist nichts wirklich Neues.
Aber diese große Krise führt mich persönlich
auf eine neue Art und Weise hinein in diese Wahrheit.
Ich glaube, ich folge dabei dem Gekreuzigten und Auferstandenen, Jesus Christus. Ihm zu folgen heißt auch das Sterben als Teil des Lebens zu begreifen.
Das ist die Wirklichkeit unseres Lebens, meines Lebens.
Und in den tiefen Wahrheiten, in die Jesus uns hineinführt,
ist Trost zu spüren jedenfalls für mich. Da ist Halt.
Da erahne ich festen Boden, wie sehr die Welt auch ins Wanken gerät.
Er bewahrt meine Füße vor dem Stolpern. (Ps 66,9)
Sein Weg zeigt mir: auch du wirst sterben,
und Jesus sagt: Ich lebe und ihr sollt auch leben.
Das ist für mich ein Trost der nachhaltig wirkt,
weil er nach allem, was mich treffen wird, noch hält.
Daran halte ich nach allem bisher jedenfalls fest.
Ich lese in der hebräischen Bibel, unserem Alten Testament beim Propheten Jesaja: Gott spricht: Ich will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet.
Gottes Trost ist ein Zuspruch aus wirklich tiefen Quellen,
mütterlich, ursprünglich
Ich bin verbunden mit dem Ursprung des Lebens.
Ich lebe in ihm.
Ich sterbe in ihm.
Höre ihn leise sagen.
Alles wird gut,
ich will dich trösten wie einen seine Mutter tröstet.
Amen.
Lied: Jesus unser Trost und Leben
1. Jesus, unser Trost und Leben, der dem Tode war ergeben;
der hat herrlich und mit Macht Sieg und Leben wiederbracht. Er ist aus des Todes Banden
Als ein Siegesfürst erstanden. Alleluja! Alleluja!
6. Nunmehr liegt der Tod gebunden, von dem Leben überwunden,
wir sind seiner Tyrannei,
seines Stachels quitt und frei. Nunmehr steht der Himmel offen, wahrer Friede ist getroffen.
Alleluja! Alleluja!
Gebet – Dank und Fürbitten
Einleitung: In den letzten Tagen haben wir Gebete gesammelt. Jeder konnte Dank und Fürbitten aufschreiben, aus denen heute unser gemeinsames Gebet wird. Sonst machen wir das manchmal im Gottesdienst mit Papier und Stift. Dieses Mal haben wir die einzelnen Gebete online gesammelt über die Internetseite der Gemeinde.
Lasst uns beten im Vertrauen darauf, dass Gott uns hört!
Gott, ich danke dir ...
für die Gesundheit meiner Familie.
Für meinen sicheren Job und die Möglichkeit ihn auch jetzt ausüben zu können. Für die Schönheit der Natur, die sich Tag für Tag weiter entfaltet
und der wir, durch die gemeinsame Zeit zu Hause, dabei zuschauen können. Für die vielen Sonnenstunden, die alles viel erträglicher machen, uns Sommersprossen ins Gesicht zaubern und auch das ein oder andere Lächeln.
Gott, ich danke dir ...
Dass wir hier in Deutschland trotz allem so gut versorgt sind.
Ich danke dir für so viele Menschen, die versuchen anderen das Leben leichter zu machen, für kreative Lehrer und fröhliche Postbotinnen und unsere Freunde, die uns über den Balkon hinweg ermutigen.
Gott, ich bitte dich ...
Für das ältere Ehepaar, das Angst hat sich anzustecken;
die Oma die am Telefon geweint hat
und die vielen Menschen in aller Welt deren Angst vor der Zukunft groß ist. Ich bitte dich um Weisheit für Forscherinnen und Politiker.
Gott, ich bitte dich ...
Sei bei meinen Eltern;
bei den Kindern in freudlosen, lieblosen oder gar gewalttätigen Familien; bei all denen, die alleine sind: den Kranken, den Alten, den Singles, den Alleinerziehenden, den Häftlingen, den Einzelkindern,
bei werdenden Müttern alleine im Kreissaal;
sei bei denen, die dringend eine Umarmung brauchen
und sie nicht bekommen können;
bei denen, die Sorge haben wie sie finanziell über die Runden kommen ...
Gib uns Kraft Gutes zu erkennen, kreativ mit der Situation umzugehen, Liebe für unseren Nächsten und uns selbst, Vertrauen auf Dich ‐
und ich bitte Dich, lass uns das Virus unter die Füße bekommen,
damit dieser Ausnahmezustand aufhören kann!
Vaterunser
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen
Der HERR segne dich und behüte dich.
Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.
Lied EG 328, 7 Orgelnachspiel